Einführung der S-Bahn in Oberösterreich
„Ein stark aufgestellter öffentlicher Nahverkehr ist einer der Schlüsselfaktoren für die weitere Entwicklung eines modernen Ballungsraumes. Mit der Einführung der S-Bahn schaffen wir jetzt die Grundlage für den weiteren Ausbau des ÖVs im Großraum Linz“, betont Landesrat für Infrastruktur Mag. Günther Steinkellner anlässlich der heutigen Präsentation der S-Bahn am Linzer Hauptbahnhof.
Mit einer Einwohnerzahl von über 500.000 BürgerInnen zählt der Oberösterreichische Zentralraum zu den größten Ballungsräumen Österreichs. Auch zukünftig ist von einem weiterhin steigenden Wachstum auszugehen. Zu dieser dynamischen Einwohnerentwicklung und dem vermehrten Zuzug kommt hinzu, dass täglich etwa 100.000 Personen nach Linz einpendeln, um ihren Arbeits- oder Ausbildungsplatz zu erreichen.
Um eine positive Entwicklung der Landeshauptstadt und des gesamten Oberösterreichischen Zentralraums weiterhin sicherzustellen, ist der Ausbau des öffentlichen Verkehrs unerlässlich. Die Grundlagen eines funktionierenden ÖV-Systems sind gut ausgebildete, schienengebundene Nahverkehrsmittel, wie die im Dezember startende S-Bahn Oberösterreich. „Ich freue mich, dass wir die S-Bahn nun auf Schiene bringen konnten! Mit Fahrplanwechsel am 11. Dezember starten wir dieses wichtige Projekt für den oberösterreichischen Zentralraum. Die S-Bahn Oberösterreich wird das Rückgrat für den weiteren Ausbau des öffentlichen Verkehrs in Oberösterreich bilden und startet vorerst mit 5 Linien und einer zusätzlichen Gesamtleistung von 400.000 Kilometern pro Jahr.“
Das neue System soll die Leistungen für die täglichen Berufspendler anheben und auch den öffentlichen Verkehr als solches attraktivieren.
„Wir schaffen nicht nur ein starkes Angebot für unsere Pendler, sondern stärken auch die Tagesrandbereiche und die Wochenenden. Damit wollen wir noch mehr Menschen ansprechen und sie auch im Freizeitbereich dazu animieren, das attraktive ÖV-Angebot zu nutzen“, zeigt sich Landesrat Steinkellner erwartungsvoll. Um das Angebot der S-Bahn Oberösterreich den Bürgern im Oberösterreichischen Zentralraum näher zu bringen, wird vor deren Einführung im November und Dezember eine umfangreiche Bewerbung stattfinden.
„In diesem Zusammenhang möchte ich auch unseren Partnern danken, die mit uns gemeinsam dieses wichtige Projekt umsetzen und mit uns den öffentlichen Verkehr in Oberösterreich zukunftsfähig gestalten“, hebt Landesrat Steinkellner hervor und verweist in diesem Zusammenhang insbesondere auf den Oberösterreichischen Verkehrsverbund, die ÖBB sowie Stern & Hafferl.
Evelyn Palla, Vorstandsmitglied der ÖBB-Personenverkehr AG: „Mit dem S-Bahn-Angebot setzen die ÖBB einen weiteren Schritt in Richtung moderner Mobilität, bei dem der Kunde vor allem eines will: Rasch, sicher und bequem von A nach B reisen. Die S-Bahn baut auf das vorhandene, sehr gute und dichte Grundangebot in Oberösterreich auf. Durch die umfangreiche Zusatzbestellung des Landes kann sie nun Realität werden.“ Palla bedankt sich bei allen Beteiligten, die diesen Qualitätssprung möglich gemacht haben. „Mein Dank gilt dem Land Oberösterreich, dem oberösterreichischen Landtag und dem zuständigen Verkehrslandesrat Günther Steinkellner und natürlich auch unseren MitarbeiterInnen.“
„Sehr wichtig ist uns auch, den Zugang zur Bahn für unsere Kunden einfach zu gestalten. In unserem neuen Ticketshop können zum Beispiel OÖVV-Einzelkarten für die S-Bahn bequem mit wenigen Klicks online oder mobile mit dem Smartphone gebucht werden“, lädt Paul Sonnleitner, Regionalmanager OÖ der ÖBB Personenverkehr AG, zum Umsteigen auf die S-Bahn ein.
Das Verkehrsangebot der S-Bahn Oberösterreich kann natürlich zu den preisgünstigen Tarifen des Oberösterreichischen Verkehrsverbundes in Anspruch genommen werden. „Ein attraktives Fahrplanangebot und faire Tarife gehören zu den wichtigsten Erfolgsfaktoren des öffentlichen Verkehrs. Mit der S-Bahn Oberösterreich und den OÖVV – Tarifen sind diese Erfolgsfaktoren in hohem Maße erfüllt, sodass mit vielen neuen Fahrgästen gerechnet werden kann“, ist OÖVG – Geschäftsführer DI Kubasta zuversichtlich.

„Seit der Einbindung der Linzer Lokalbahn in den Linzer Hauptbahnhof hat diese enorm an Stellenwert für den Pendler-, Schüler- und Freizeitverkehr gewonnen. Durch die kontinuierliche Umsetzung eines Taktverkehres und die Integration in das S-Bahn-Netz erfolgt der nächste wichtige Schritt um ein attraktives Verkehrssystem für unsere Fahrgäste zu schaffen. Wir erwarten uns durch diese Synergie eine verstärkte Nutzung und damit höhere Fahrgastzahlen zu generieren“,
so der Geschäftsführer der Stern & Hafferl Verkehrsgesellschaft m.b.H., Ing. Günter Neumann.
Chronologie
Das erste S-Bahn-Netz Österreichs wurde bereits in den 1960er Jahren in Wien eingeführt. Das Symbol war schon damals ein weißes ‚S‘ auf blauem Hintergrund, welches den Verlauf der Stammstrecke durch Wien abbilden sollte. In Oberösterreich gab es ab dem Jahr 1992 erste Pläne für ein S-Bahn-Konzept für den Zentralraum. Unter dem Projekt ‚City S-Bahn‘ wurde eine Studie zum öffentlichen Nahverkehr erstellt. Der Schwerpunkt lag auf einer Vernetzung der Region mit dem Knotenpunkt Linz. Das Projekt wurde in den Folgejahren politisch diskutiert, konnte aber nicht zeitnah umgesetzt werden. Das S-Bahn-Konzept setzte sich österreichweit durch und wurde in mehreren Bundesländern umgesetzt. Salzburg begann im Jahre 2004 mit der S-Bahn Einführung, gefolgt von Tirol und der Steimark (beide 2009). Auch Kärnten und Vorarlberg (2010 und 2012) besitzen bereits ein S-Bahn-System, das die jeweiligen Landeshauptstädte mit dem zentralen Umland verbindet. Am 11. Dezember wird die S-Bahn auch in Oberösterreich starten.
Was ist neu an der S-Bahn?
Die Einfachheit des S-Bahnsystems, der genaue Takt und die attraktive Verbindung unterstreichen den Mehrnutzen des Konzepts. Im Gegensatz zu überregionalen Eilzügen, die primär auf eine beschleunigte Routenführung abzielen, dient die S-Bahn der regionalen Erschließung des Zentralraums. Dementsprechend zählen Berufspendler, Schüler und Auszubildende zu den Hauptprofiteuren des Systems. Die Verlässlichkeit und der einprägsame Fahrplan spiegeln sich im minutengenauen Takt wider, der sich über den ganzen Tag hinweg zieht.
Mit dem neuen Konzept sollen mehr Menschen als bisher von dem attraktiven ÖV-Angebot angesprochen werden. Erreicht werden soll dies auch dadurch, dass in den Tagesrandbereichen und an den Wochenenden der Grundtakt aufrechterhalten bleibt. Dadurch wird sichergestellt, dass die Bürger das System auch in Ihrer Freizeit nutzen können.
Der dem System zu Grunde liegende 1-Stunden-Takt, wird in den jeweiligen Hauptnachfragezeiten zu einem 30-Minuten-Takt verdichtet. Das bedeutet eine optimale Abdeckung der Kapazitätsspitzen morgens in den und nachmittags/abends aus dem Zentralraum. Diese Verstärkerleistungen sollen einen eindeutigen Vorteil für die Pendler schaffen. „Das klar strukturierte Angebot und die attraktiven Verbindungen, welche untereinander auch als überregionale Fahrlinien in Anspruch genommen werden können, bilden ein zukunftsfähiges, höchst attraktives Konzept, das Pendler zur Nutzung einlädt“, so Landesrat Steinkellner.
Konzeption
Das nunmehr zur Umsetzung gelangende Konzept beinhaltet folgende Merkmale:
- Jährlich werden für die etwa 400.000 Kilometer zusätzlicher Fahrtleistung ca. 5,3 Millionen Euro aufgebracht.
- Die S-Bahn kann auf bestehender Infrastruktur umgesetzt werden.
- Die Linienführung beinhaltet folgende 5 S-Bahn-Achsen:
S1 Weststrecke Ost: Linz Hbf – St. Valentin – Steyr – Garsten
S2 Weststrecke West: Linz Hbf – Wels
S3 Summerauerbahn: Linz Hbf – Pregarten
S4 Pyhrnbahn: Linz Hbf – Kremsmünster – Kirchdorf
S5 Linzer Lokalbahn: Linz Hbf – Eferding
- Das Zugangebot wird klar systematisiert – alle Haltestellen werden stündlich jeweils zur selben Minute bedient.
- Der Grundtakt ist der einheitliche Stundentakt. Dieser gilt an allen Tagen von ca. 5.30 bis 23.30 Uhr. Der Verdichtungstakt wird mit einem 30-Minuten-Intervall zu den starken Verkehrszeiten morgens und nachmittags gebildet.
- Das S-Bahn-Konzept stützt sich auf das langfristige Fernverkehrskonzept mit dem Taktknoten Linz (Abfahrten exakt zu den Minuten 00 und 30). Die Beibehaltung des exakten Taktknotens Linz ist die Voraussetzung dafür, dass das Konzept mit den angestrebten Vorteilen realisiert werden kann.
- Systematisierung auch am Wochenende: Stundentakt auf allen Bahnen. Dazu wurde teilweise das bestehende Eilzugangebot angepasst.
- Branding: Alle S-Bahn-Haltestellen werden als solche gekennzeichnet.
- Ein einheitlicher Fahrzeugeinsatz ist nicht möglich. Es werden im ÖBB-Bereich neben den neuen City-Jet-Zügen auch Talentgarnituren und Wendezüge eingesetzt.
- Mittel- bis langfristig sind weitere Aufwertungen des S-Bahn-Systems vorgesehen. Hierzu zählen sowohl weitere Verdichtungen nach dem Ausbau von Bahnstrecken (z.B. Osteinfahrt Linz) als auch die Attraktivierung von Haltestellen (z.B. Frackstraße).
- Die Erweiterung des S-Bahn-Konzepts auf die Mühlkreisbahn und einer neu zu errichtenden Strecke nach Gallneukirchen/Pregarten ist möglich: